Die Stärken der Komplementärmedizin

Ein Auslandssemester war schon immer ein Traum von mir. Als Medizinstudentin war ich unglaublich stolz, im Jahre 1997 ein Forschungspraktikum an der medizinischen Fakultät im Ospedale Sant´Orsola Bologna (Italien) antreten zu dürfen.

Leider wurde auf dem weichen Institutsbett mein Traum bald zu einem Albtraum. Ich bekam nach nur wenigen Tagen schreckliche Rückenschmerzen und konnte kaum noch aufrecht gehen. Nur mit Schmerztabletten kam ich durch den Tag und meine Stimmung fiel in den Keller. Mein unterer Rücken war schon immer ein Thema, denn als Kind war ich Leistungsturnerin und das harte Training belastete meine Gelenke. Dass ich nur wegen eines schlechten Bettes mit Anfang 20 völlig ausser Gefecht gesetzt wurde, war für mich als angehende Ärztin ein herber Schlag.

Auf Empfehlung meiner einheimischen Studienkolleginnen bekam ich den Kontakt des Naturheilpraktikers Gianfranco. Erst wollte ich gar nicht hingehen. Was sollte der schon anrichten? In welcher Form sollte er das Problem beheben können, wenn doch eindeutig das schlechte Bett meine Rückenschmerzen verursachte. Ich hatte keinerlei Vorstellung darüber, was besser helfen könnte als Schmerztabletten!

Gianfranco führte unter anderem ein Yoga Studio. Als ich ankam, waren mindestens 20 Personen im Kopfstand und er selbst eilte von einem Kunden zum anderen, um die Position zu optimieren. Ich dachte, jetzt bin ich im falschen Film.

Mit einer kleinen Handbewegung deutete er mir, ich solle einen Moment warten und so beobachtete ich unter Schmerzen, wie sich diese Menschen mit merkwürdigsten Verrenkungen aus meiner Sicht zum Affen machten. Meine Lust auf eine Behandlung sank mit jeder Minute mehr.

Endlich war die Yoga Stunde zu Ende. Die bewegungsfreudigen Anhänger waren kaum aus dem Studio zu bringen, jeder suchte noch ein kurzes persönliches Gespräch mit Gianfranco. Ich hatte das Gefühl in einer esoterischen Sekte gelandet zu sein.

Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Er berührte sanft meine Schulter und lud mich auf seine Behandlungsliege ein. Zweifel und Sorgen verschwanden in der Sekunde. Für etwa eine halbe Stunde bekam ich eine Behandlung, die mir als angehende Medizinerin völlig fremd war: mit sanften Handbewegungen veränderte sich etwas in mein System. Es war, als würde eine neue Energie durch meinen Körper strömen, obwohl er mich dabei kaum berührte. Zum Abschluss gab er mir noch einige Globuli unter die Zunge und schickte mich nach Hause.

Ich war völlig verwirrt. Meine Schmerzen waren wie weggeblasen. Langsam und verunsichert ging ich nach Hause. In meinem Kopf drehte sich alles, denn das, was mir in meinem Studium über Anatomie und die menschlichen Körperfunktionen beigebracht wurde, ergab plötzlich nur noch wenig Sinn… Auch die darauf folgenden Tage kamen die Rückenschmerzen nicht wieder zurück.

Im Nachhinein erfuhr ich von Gianfranco, dass die Methoden, die er bei mir angewendet hat, Reiki und Homöopathie waren - mir zwei völlig fremde Namen. Methoden, die im Studienplan der medizinischen Fakultät nicht gelehrt werden. Methoden, die für Mediziner nicht vorgesehen sind, weil sie nicht evidenzbasiert sind. War es also Plazebo? Oder gibt es einen Aspekt, dem in der Medizin zu wenig Beachtung geschenkt wird?

SO wurde ich infiziert - von keinem Virus - aber von der Faszination, was es für komplementärmedizinische Möglichkeiten gibt, Menschen zu behandeln! Ich begann sofort nach Rückkehr in Wien, mich mit alternativen Heilmethoden zu beschäftigen und besuchte schon während des Studiums diverse Seminare, bis ich bei der Akupunktur landete und diese intensivierte.

Heute bin ich Ärztin für Allgemeinmedizin und betreibe eine Praxis für Ganzheitsmedizin in Wien. Meine Schwerpunkte liegen im Bereich TCM, Ernährung und Darmgesundheit.

Neben meiner ärztlichen Tätigkeit unterrichte ich Ärzte im Bereich der integrativen Ernährung, TCM und Akupunktur.

Meine persönliche Erfahrung in der Praxis hat gezeigt, dass die Selbstheilungskräfte besonders gut durch einen gesunden Darm aktiviert werden können. Mit der individuell passenden Ernährung kann jede Form von Erkrankung unterstützt oder zum Teil sogar geheilt werden.

Um den Zugang zur individuellen Gesundheitsförderung zu erleichtern, habe ich mich in den letzten Jahren zunehmend der Entwicklung einer digitalen Lösung für ganzheitliche Ernährungsberatung gewidmet.